Unsere Geschichte

Markierung cristallina Jakob Ess
Wer hat’s erfunden?

Unsere Geschichte

1933 wurde die Zürcherische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (Z.A.W.) gegründet. Ihr Zweck: das Wandern zu fördern und die bestehenden Wanderwege einheitlich zu signalisieren. Im selben Jahr wurden deshalb die gelben Wegweiser ins Leben gerufen.

Ab dem Spätmittelalter begannen Einzelpersonen sowie wissenschaftlich und literarisch-philosophisch tätige Menschen, neue Gegenden zu erkunden. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Universalgelehrte Francesco Petrarca, der 1336 aus reiner Neugier den Mont Ventoux in der Provence bestieg. Er gilt als einer der ersten Wanderer und zugleich als Begründer des Alpinismus.

Erst rund 400 Jahre später, in der Epoche der Aufklärung, wurde das Wandern zu einem gezielten Mittel, die Welt zu entdecken. Die Idee dahinter: sich im Freien umzusehen, die Natur zu erforschen und fremde Lebensweisen kennenzulernen. Mit dieser neuen Perspektive auf die Natur und das Unterwegssein war auch das Reisen im modernen Sinn geboren.

Mit der Einführung der Eisenbahn ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Bevölkerung mobiler. Menschen mussten nicht länger alles von zu Hause aus zu Fuss erkunden, und der Aktionsradius erweiterte sich deutlich.

Richtig populär wurde das Wandern jedoch erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ein entscheidender Impuls kam 1901 mit der Gründung des «Wandervogels», der Ursprungsgruppe der deutschen Jugendbewegung. Die Mitglieder suchten in Wanderungen, einer naturverbundenen Lebensweise sowie der Pflege von Volksliedern und Volkstänzen nach einem neuen Lebensstil.

1907 schwappte die Wandervogelbewegung in die Schweiz über. Auch hier war sie zunächst eine Jugendbewegung und symbolisierte das Ausbrechen aus den starren, konservativen Traditionen der damaligen Gesellschaft – ein frischer Wind, der das Wandern als Ausdruck von Freiheit und Naturverbundenheit etablierte.

Nach dem Ersten Weltkrieg änderten sich die Arbeits- und Freizeitgewohnheiten der Bevölkerung spürbar. Das Zu-Fuss-Gehen geriet zunehmend in den Hintergrund, und Fussgänger:innen sowie Wandernde wurden buchstäblich von den Strassen verdrängt.

Diese Entwicklung bekam auch Johann Jakob Ess, ein Lehrer aus Meilen, hautnah zu spüren. Auf einer Wanderung mit seiner Schulklasse über den Klausenpass, damals noch auf der Strasse, kämpfte die Gruppe gegen Staub- und Abgaswolken und musste ständig den Autos ausweichen.

Als Reaktion darauf initiierte Ess ein wegweisendes Projekt: Er legte attraktive Routen abseits der Strassen fest und begann, diese speziell für Spaziergänger:innen und Wandernde zu signalisieren – der Grundstein für die modernen Wanderwege war gelegt.

1933: Gründung der Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (Z.A.W.)

Es war erneut Johann Jakob Ess, der zusammen mit Otto Binder, dem damaligen Sekretär der Stiftung Pro Juventute und des Bunds der Schweizer Jugendherbergen, im Jahr 1933 die erste kantonale Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege gründete: die Zürcherische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (Z.A.W.).

Die ersten markierten Routen führten von Zürcher Tramendstationen weg und im Bogen zurück zum Tram – ein Konzept, das grossen Anklang fand. Das Echo auf diese Initiative war so überwältigend, dass 1934 bereits das Pendant auf nationaler Ebene entstand.

Von diesem Erfolg inspiriert, folgten rasch weitere Schritte: In verschiedenen Kantonen schlossen sich begeisterte Wanderinnen und Wanderer zusammen, gründeten Vereine und begannen mit der Planung und Signalisation geeigneter Routen in ihrer Region. Die Grundlage für das heute schweizweit bekannte Wanderwegnetz war geschaffen.

Einheitliche Markierung: das gelbe Markenzeichen

Schon am Gründungstag wurde ein einheitlicher Wegweisertyp für die ganze Schweiz festgelegt: gelbe Tafeln mit schwarzer Schrift – ein System, das bis heute Bestand hat und Wandernden klare Orientierung bietet.

Im Laufe der Jahre wurden zusätzliche Wegkategorien eingeführt, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden:

  • Bergwanderwege mit der Markierung in Weiss-Rot-Weiss

  • Alpinwanderwege mit der Markierung in Weiss-Blau-Weiss, die seit etwas mehr als zehn Jahren existieren


Dieses einheitliche System hat sich bewährt und macht die Schweizer Wanderwege zu einem Vorbild bezüglich Klarheit und Sicherheit.

Warum sind die Wanderwege gelb signalisiert?

"Mein Vater hätte ja am liebsten Grün gehabt. Ich (Hans Ess) erinnere mich noch an jenen Tag, als uns der Zahnarzt mit seinem Auto an den Waldrand kutschierte. Wir hatten damals ja selber noch kein Auto. Ein Maler hatte Muster von Wegweisern in verschiedenen Farben angefertigt. Wir merkten schnell: Wenn man einen grünen Wegweiser in einen Baum hält, sieht man ihn nicht mehr. Orange oder Rot wollte mein Vater nicht haben, denn er war leicht farbenblind, und die grellen Farben taten ihm weh in den Augen. So wurde also beschlossen, dass Gelb passend war. Gelb gefiel meinem Vater. Um nicht mit der Post verwechselt zu werden, wählten sie dann ein etwas anderes Gelb, ein etwas schmutzigeres." (...)

"Doch nicht immer decken sich die Erinnerungen der beiden Brüder. Die Wahl der Farbe Gelb für die Wegweiser erzählt Peter Ess anders: Der Vater habe einen Ausfug in den Schwarzwald unternommen. Dort sei das dichte Netz der Wanderwege mit ganz unterschiedlichen Farben signalisiert und die Distanzen seien in Kilometern angegeben gewesen. Jakob Ess habe es besser machen wollen. Er sei also nach Bern gefahren und habe in einem Departement vorgesprochen, um darauf zu bestehen, dass die Distanzen in Stunden und Minuten angegeben würden und um eine Farbe für die Wegweiser zu finden. Man habe ihm Gelb zugesprochen – wie die Farbe der Postautos."

Aus: Magazin WANDERN.CH, Ausgabe 2018-3, Gipfelgespräch mit Hans und Peter Ess von Rémy Kappeler

Zweiter Weltkrieg: vorübergehende Entfernung aller Wegweiser

Nach fast sechs Jahren engagierter Aufbauarbeit wurde das Wanderwegnetz durch den Zweiten Weltkrieg vorübergehend gestoppt. Aus militärischen Gründen mussten sämtliche Wegweiser entfernt werden – auch mehrere Hundert Schilder im Kanton Zürich fielen dieser Massnahme zum Opfer.

Doch der Vorstand nutzte diese Zeit effektiv: Neue Routen wurden geplant, Markierungen vorbereitet und die Herstellung von Wegweisern vorangetrieben, um nach Kriegsende wieder durchzustarten.

Wandervorschläge und erstes Wanderbuch

Als Ersatz für die fehlenden Wegweiser entschied der Vorstand, Wandervorschläge in Buchform herauszubringen. «Auf Wanderwegen rund um Zürich», verfasst von Vorstandsmitglied Emil Erb, erschien 1943 im Orell Füssli Verlag. Die Wandervorschläge verbanden die Endstationen der Verkehrsbetriebe und boten Wandernden Orientierung in einer wegweiserlosen Zeit.

Erste geführte Wanderung

Bereits 1940 befasste sich der Vorstand der Zürcher Wanderwege mit der Idee geführter Wanderungen. Die Diskussion war jedoch kontrovers: Hauptargument der Gegner war, dass Wandern kein Massenerlebnis sein sollte.

1945 griff Johann Jakob Ess das Thema erneut auf. In Bern hatten geführte Wanderungen während des Zweiten Weltkriegs als Ersatz für fehlende Wegweiser stattgefunden – ein Ansatz, der auch in Zürich Anklang finden könnte.

Am 11. September 1949 war es schliesslich so weit: Die erste geführte Wanderung, eine «Wanderfahrt ins Tösstal», wurde in Zusammenarbeit mit den SBB durchgeführt. Anlass war die Sanierung der Guyer-Zeller-Wege. Mit beeindruckenden 320 Teilnehmenden wurde die Wanderfahrt ein voller Erfolg und bewies, dass ein grosses Interesse an geführten Wanderungen bestand.

Der Vorstand beauftragte Johann Jakob Ess daraufhin, zusammen mit den SBB weitere Wanderfahrten zu organisieren – ein entscheidender Schritt für das geführte Wandern in der Schweiz.

Würdigung von Johann Jakob Ess: ein Pionier des Wanderns

Johann Jakob Ess (1889–1968) war ein unermüdlicher Visionär und Förderer des Wanderns und insbesondere der beschilderten Wanderwege. Sein Engagement war wegweisend. Er war

  • Gründungsmitglied der Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (Z.A.W.) und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege (S.A.W.);

  • Planer und Markierer zahlreicher Wanderwege;

  • Geschäftsführer, Wanderbuchautor, Wanderleiter und vieles mehr.

Für seine pionierhafte Arbeit wurde ihm am 30. April 1962 die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich verliehen – eine seltene Auszeichnung für besondere Verdienste.

Zum Gedenken an ihn wurde anlässlich seines zehnten Todestages der Jakob-Ess-Weg feierlich eingeweiht. Die Route verbindet den Vorderen Pfannenstiel mit Toggwil. Ein Gedenkstein erinnert an diesen aussergewöhnlichen Mann, der mit seiner Leidenschaft und seinem Einsatz das Wanderwesen in der Schweiz nachhaltig geprägt hat.

Bundesverfassungsartikel schafft Rechtsgrundlagen

Als Meilenstein in der Geschichte des Wanderns gilt das Jahr 1979. Seitdem ist das Wanderwegwesen in der Bundesverfassung und seit 1985 im Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege FWG geregelt.

Die zwei grossen Z: Zürcher Kantonalbank und Zürcher Wanderwege

Bereits in den 1970er-Jahren setzte sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) für die Förderung der Volksgesundheit und den achtsamen Umgang mit der Natur ein. Sie publizierte Wanderprospekte und organisierte geführte Wanderungen – unterstützt durch das Fachwissen und die erfahrenen Wanderleiter:innen der Zürcher Wanderwege.

Im Jahr 2000 wurde diese Zusammenarbeit durch eine gemeinsame Sponsoringvereinbarung offiziell besiegelt. Ziel war es, das Wandern zu fördern und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ein Jahr später, 2001, erschien das erste gemeinsame Wanderprogramm, das nicht nur geführte Wanderungen, sondern auch Wanderferien umfasste. Dieses Programm erfreut bis heute die Zürcher Bevölkerung und motiviert Jung und Alt, die Natur aktiv zu erleben.

Wir bedanken uns herzlich für die treue Partnerschaft und die grossartige Unterstützung der Zürcher Kantonalbank in den vergangenen Jahren – ein Engagement, das das Wandern nachhaltig gefördert hat.

90 Jahre Jubiläum

Unser 90 Jahre-Jubiläum ist im Eilzugstempo vorbeigegangen. Geblieben sind viele tolle Erinnerungen und Begegnungen in unseren Köpfen und eine neue 1:50'000 Wanderkarte in unseren Händen. Vielen Dank an alle für die Unterstützung und fürs Mitfeiern! All eure positiven und dankbaren Rückmeldungen motivieren uns sehr. Auf weitere 90 Jahre Vereinsgeschichte!

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